Montag, 2. März 2009
Oh Mann, wo bin ich hier nur gelandet...
Es passiert selten, dass ich mal sage:"Zum Glück ist das Wochenende vorbei!" Aber dieses Mal bin ich wirklich froh. Zum Teil war es mein eigenes Verschulden, zum anderen liegt es daran, dass Wochenende im College Komasaufen bedeutet. Mein Freitag war noch ganz ruhig. Die meisten meiner ca. 300 Mitbewohner mussten sich von der "anstrengenden" Uniwoche und ihrem Alkoholkonsum innerhalb der Woche erholen. Ich hab mit ein paar Leuten im Common Room DVD geschaut (DVD:Stranger than fiction...wie der Titel schon impliziert, ein sehr merkwürdiger Film, aber dennoch eigentlich ganz gut). Am Samstag hab ich dann ein bisschen was für die Uni gemacht und mein Zimmer aufgeräumt und dachte so, dass ich mir einen ruhigen Abend mache. Der Alkoholpegel im College stieg ab ca. 16 Uhr wieder an und als dann um ca. 20 Uhr ein deutsches Mädel mich zu sich in ein anderes College eingeladen hat, dacht ich mir: "Was ihr könnt, kann ich auch..." und bin los zu ihr. Wir hatten auch echt viel Spass, sind gegen 23 in den Pub. (Man muss dazu sagen, dass man, wie schon berichtet, in Australien schon zu sehr früher Stunde mit dem Trinken anfängt und deshalb der Blut-Promille-Wert bei den meisten um 21 Uhr schon so hoch ist, dass das auf dem Tisch Tanzen noch eines der harmloseren Dinge ist, was hier in aller Öffentlichkeit stattfindet. Das ist einer der vielen Gründe, warum die Pubs ab 0.30 Uhr absolut niemanden mehr einlassen, Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit absolut verboten ist, und um 2.30 Uhr in jedem Club/Pub/Bar etc. die Lichter angehen und man gnadenlos rausgeschmissen wird). Wir sind also um ca. 23 Uhr in den Pub und irgendwie hab ich es geschafft, ständig irgendeinen alkoholischen Drink in der Hand zu haben, den ich nicht bezahlt habe (was auch wirklich gut so ist, denn Alkohol ist hier so saumäßig teuer (wahrscheinlcih auch das aus gutem Grund). Man zahlt für einen Sixpack australisches Bier (manchmal wirklich eine widerliche Plörre) um die 9€ (und das ist wirklich kein Scherz)). Was aber mit den ganzen fremdbezahlten Drinks einhergeht, ist, dass die meisten Australier denken:"Jau, der hab ich nen Drink bezahlt, also gehört sie den Abend über mir!" Anstrengende Sache...Wie oft ich an diesem Abend auf die Toilette gegangen bin, um irgendwelchen Typen zu entkommen, kann ich schon gar nicht mehr sagen. (Mama, Papa, nur keine Sorge mir geht es gut und ich weiß mich zu wehren!). Als dann um 2.30 Uhr die Lichter angingen, war ich aber echt froh, denn arg viel mehr Alkohol hätte ich auch nicht mehr vertragen. Nach Hause gekommen bin ich mit den zwei deutschen Mädels und zwei Typen aus Saudi-Arabien, die uns gefahren haben (sowas wär mir in Deutschland, glaub ich, nicht passiert, aber ich hege die Vermutung, dass die australische Luft daran schuld ist). Im College angekommen, bin ich dann online gegangen und natürlich hat prompt meine liebe Caro angerufen (es war glaub ich mittlerweile so ca. 3 - 3.15 Uhr nachts (zumindest bei mir)) und ich möchte mich auf diesem Wege bei dir entschuldigen, Caro, für den Blödsinn den ich dir höchstwahrscheinlich erzählt habe (so genau weiß ich nicht mehr, was ich gesagt habe). Aber ich weiß noch, dass ich es hinbekommen habe, dir Dateien zu schicken und darauf bin ich ja schon fast stolz ;-). Naja, danach bin ich dann ins Bett und bin gerechtfertigter Weise am Sonntag mit brechenden Kopfschmerzen aufgewacht (und natürlich habe ich keine Kopfschmerztabletten aus Deutschland mitgenommen). Deshalb hab ich den größten Teil des Sonntags im Bett verbracht, nur gestört durch die neuerliche Sauforgie meiner 300 Mitbewohner. Die haben sich nämlich gegeseitig mit Schmierseife eingerieben sich Mut angetrunken und sind dann hinter dem College auf einer Plastikplane einen Hügel hinunter gerutscht (das ganze lief unter dem Motto "Beach Day"). Heftige blaue Flecke, Gehirnerschütterungen, Prellungen und Schürfwunden sind dabei noch die harmlosesten Verletzungen. Heute war ich dann wieder ganz artig an der Uni. Vorhin war ich beim Abendessen und kaum hatte ich angefangen zu essen, kommt die Ansage:"Hey guys, listen up, please. At six o'clock we have a compulsory sex talk for the girls, the boys will have to have it at 8 o'clock! So please make sure you go!" Ich dachte mir so: "Oh nein, nicht schon wieder!" Denn ich hatte schon einen "Sex talk" im College, wo uns erklärt wurde, dass man sich beim ungeschützen Sex fiese Krankheiten holen kann (demonstriert an widerlichem Bildmaterial) und dass wir doch bitte nicht mit dem erst besten ins Bett gehen sollten, denn das könnte unserem Ruf schaden. Äh, ja is klar, aber das war mir schon bekannt. But anyway, die armen 17jährigen Mädels waren ganz schockiert und ich hatte allenernstes das Gefühl, dass sie hier und heute was gelernt hatten. Unglaublich! Also bin ich dann heute schon leicht genervt zu diesem "Sex talk" marschiert. Und so sahs dann aus: Ein Typ, der durch ganz Australien reist und an Unis und High Schools Vorlesungen darüber gibt, was die Definitionen von Vergewaltigung, Penetration, sexueller Übergriff und Blow job sind. Außerdem hat er erschreckende Statistiken ausgepackt, wie hoch die Zahl der Vergewaltigungen in Australien und speziell an den Colleges sind (erschreckend war auch, dass die meisten gefassten Vergewaltiger an den Colleges, erstens um die 17/18 sind und zweitens allen ernstes der Meinung waren, dass sie nichts falsch gemacht hatten, denn sie hatten sich ja anständig vorgestellt, dem Mädel einen Drink gekauft und es dann auch noch nach Hause gebracht. Also wenn das dann mal keine Zustimmung war...). Äußerst interessant, aber auch hier dachte ich mir: "Sag mal, werden die Kinder und Jugendlichen hier in Australien denn nicht aufgeklärt?" Es war aber wider Erwarten doch dann noch ganz interessant, weil der Typ das echt gut gemacht hat und er auf diesem Gebiet auch forscht (er ist Kriminalpsychologe), aber irgendwie hat das ganze bei mir ein Gefühl hintelassen, dass man in Australien keinem Typen trauen kann. Aber ich werde die Dinge weiter beobachten ;-).
Eine weitere Sache, die ich beobachtet habe und die mich speziell an dem Verstand der Mädchen zweifeln lässt, ist der australische Kleidungsstil. Egal welche Kleidergröße man trägt, es kann nie kurz genug bzw. zu tief dekoltiert sein. Ich hab hier schon Sachen gesehn, die hätte ich mal lieber nicht gesehen. Ich fühle mich hier mit meinen "normalen" Kalmotten schon total zugeknöpft. Außerdem gehen die meisten Studenten hier in Jogging-Klamotten und siffigen Shirts in eine Vorlesung, das würden sich in Deutschland nur wenige trauen.
Das alles lässt mich manchmal echt denken:"Oh Mann, wo bin ich hier nur gelandet...!"
Aber ich kann euch sagen, es ist manchmal so witzig, wie sich alle anderen zum totalen Horst machen!!:-D

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